...und wie du diese verhinderst!
1. Verwacklung
2. Der Fokus sitzt nicht
3. Zu große oder zu kleine Blende
4. Der Bildstabilisator ist ein- oder ausgeschaltet
5. Fehlerhafte Kamera oder fehlerhaftes Objektiv
1. Verwacklung
Verwackeln kannst du aus vielen Gründen:
entweder ist die Belichtungszeit zu lang, du hast dich bewegt, oder es kann sogar dein Finger am Auslöser sein. Ja genau, richtig gehört :-)
Wenn die Belichtungszeit zu lang ist:
Du möchtest den Sonnenuntergang fotografieren und es ist nur noch wenig Licht vorhanden. Wenn du im Automatikmodus fotografierst, stellt deine Kamera die Belichtungszeit (samt anderen Parametern) so ein, dass noch genügend Licht auf den Sensor fällt. Da wenig Licht vorhanden ist, wird länger belichtet, damit mehr Licht auf den Sensor fällt.
Fotografierst du aus der Hand wird das Bild nun unscharf, weil du die Kamera nicht so lang ruhig halten kannst. Faustregel ist hier: Bei einer Brennweite von 200 mm kann man 1/200s Belichtungszeit wählen um noch scharfe Bilder zu bekommen.
Abhilfe schafft hier ein Stativ, wenn einfach zu wenig Licht vorhanden ist für eine kürzere Belichtung.
Ein unscharfes Bild bekommt man auch, wenn man sich selbst bewegt, ähnlich wie bei einer zu langen Belichtungszeit. Willst du beispielsweise von einem Boot aus fotografieren musst du auch hier eine sehr kurze Belichtungszeit wählen, sonst wird es auch verwackelt sein.
Wenn ich kein Stativ dabei habe, nutze ich auch oft Zäune oder Bäume zum Anlehnen, so ist der Körper auch ruhiger. Die Arme presst du gegen den Körper und hälst die Luft an. Das hilft wirklich ;-)
Ein weiterer Tipp, wenn man keine Lust hat ein unhandliches und schweres Stativ mitzuschleppen: Ein Bohnensack. Den kann man auf den Boden, auf Mauern legen oder wo auch immer und die Kamera einfach drauf legen. Ich habe DIESEN.
Der dritte Grund fürs Verwackeln kann dein Finger am Auslöser sein. Solltest du eine längere Zeit belichten und du hast deine Kamera auf ein Stativ montiert, kann es durchaus sein, dass dein Fingerdruck am Auslöser die Kamera in Schwingungen bringt.
Das ist aber kein Problem, hier gibt es zwei Lösungen: Entweder – das kann eigentlich jede Kamera – stellst du den Selbstauslöser ein, d.h. die Kamera löst 2 – 10 Sekunden nach dem Drücken des Knopfes erst aus. Aber Achtung: Unbedingt den Fokus von automatisch auf manuell stellen vorher, denn sonst versucht die Kamera hinterher zeitverzögert nochmal nachzufokussieren.
Zweite Lösung:
Du kaufst dir einen Funkauslöser. Dies ist die bessere Lösung, denn bei der ersten kann es sein, dass selbst das verzögerte Auslösen zu Schwingungen führt. Ich bin mit diesem Auslöser sehr zufrieden. Der ist recht günstig und funktioniert einwandfrei!
Das tolle ist, mit dem Funkauslöser kann man auch noch ganz bequem Selfies machen ;-)
Bei dem Foto hier hatte ich keine Lust den Funkauslöser aus dem WoMo zu holen, Batterien einzulegen (die nehme ich nach dem Benutzen nämlich immer raus, nachdem mir mal eine ausgelaufen ist).
Ja und die Faulheit wurde bestraft. Für dieses Bild bin ich 12 mal los gerannt, weil Pan einfach nicht so stehen wollte, wie ich das geplant hatte.
Leckerchen ran, Kamera aktiviert, Pan die Leckerchen vor die Nase gehalten und zusammen zum Stein gerannt. Hingestellt, Leckerchen in den Hund geworfen, ausgeharrt und wieder zur Kamera gelaufen. Nicht 100% zufrieden, das gleiche noch mal von vorn. Mit einem Funkauslöser hätte ich an Ort und Stelle einfach 12 mal hintereinander auslösen können :-D
2. Der Fokus sitzt nicht
Normalerweise fotografieren die meisten mit dem Automatik-Fokus.
Nun kann es aus verschiedenen Gründen sein, dass dieser nicht richtig „greifen“ kann.
Wenn du im Bild keine richtigen Kontraste hast, kann es sein dass der Fokus hin und her rattert, aber keinen „Angriffspunkt“ findet.
Der zweite Grund kann sein, dass du zu nah am Motiv dran bist. Jedes Objektiv hat eine sogenannte „Naheinstellgrenze“, wenn die überschritten wird, kann der Fokus auch nicht greifen.
In der Regel übernimmt deine Kamera für dich die Fokussierung, das heißt du drückst den Auslöser halb und die Kamera fokussiert. Nun kannst du im Menü deiner Kamera aber einstellen, dass du die Fokuspunkte selbst steuern kannst. Das heißt, du hast Punkte in deinem Display, die du anwählen kannst, und die Kamera stellt dann auf diesen Punkt scharf.
Das ist bei Landschaftsfotos nicht ganz so wichtig, denn hier wollen wir eh meist alles scharf haben. Wenn du aber Menschen (oder Hunde) fotografieren möchtest mit einer geringen Tiefenschärfe ist es unerlässlich genau diesen Fokuspunkt auszuwählen, der auf der zu fotografierenden Person liegt.
Bei diesem Foto wollte ich Pan scharf haben und das WoMo unscharf im Hintergrund.
Deswegen habe ich den Fokuspunkt genau auf Pans Augen gelegt.
Hätte ich die Kamera allein fokussieren lassen wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass sie das WoMo scharf abgebildet hätte.
3. Zu große oder zu kleine Blende
Erst einmal vorweg:
Eine kleine Blendenöffnung ist eine große Blendenzahl = großer Bereich im Bild ist scharf.
Eine große Blendenöffnung ist eine kleine Blendenzahl = nur kleiner Bereich im Bild ist scharf (wer sich den Scheiß wohl ausgedacht hat…?!)
Bei Portraitbildern fotografiere ich supergern mit einer Blende von 1.4 bis 1.8.
Das heißt, dass nur ein winzig kleiner Bereich im Bild scharf ist. Dies sollten IMMER die Augen sein, wenn man Personen oder Tiere fotografiert. Hier kann man ganz ganz schnell ein falsch fokussiertes Bild bekommen. Man muss sich nur mal einen Milimeter bewegen, oder das Model bewegt sich etwas – und schon sitzt der Fokus auf der Nase und die Augen sind unscharf.
Bei Landschaftsfotos hat man es einfacher, denn hier soll in der Regel alles scharf werden. Ich nutze Blende 11, weil ich hier an meinem Objektiv samt Kamera die besten Ergebnisse habe.
Wieso kann nun bei großer Blende das Foto unscharf werden? Eigentlich gilt, je größer die Blendenzahl (umso kleiner die Öffnung), desto größer der Schärfebereich.
Das Problem hierbei ist, dass jedes Objektiv einen Blendenbereich hat, in dem es am schärfsten abbilden kann. Meistens liegt der bei einer Blende zwischen 7 und 11.
Stelle deine Kamera am besten auf ein Stativ und mache eine Aufnahmenreihe mit verschiedenen Blendenzahlen und vergleiche die Bilder, um die beste Einstellung für dein Objektiv heraus zu finden.
Dieses Foto hier ist mit einer Blende 1.8 entstanden. Du siehst, dass eigentlich alles unscharf ist, bis auf die Augen. Wenn ich jetzt hier wackeln würde, wäre die Nase scharf und die Augen unscharf.
Dieses Bild ist mit einer Blende von 11 entstanden, alles ist scharf, vom ersten Stein im Vordergrund bis zur hintersten Klippe im Hintergrund.
4 Bildstabilisator ist ein- oder ausgeschaltet
Viele Kameras und Objektive haben einen Stabilisator. Dieser befindet sich entweder in der Kamera oder im Objektiv. Am Objektiv gibt es oft einen kleinen Hebel den man umschalten kann.
Der Stabilisator gleicht kleine Bewegungen aus und hilft der Kamera, das Motiv scharf abzubilden.
Wenn du also aus der Hand fotografierst, ist das eine tolle Sache. Gerade für mich, die ja oft Hochzeiten in dunklen Kirchen fotografiert, Gold wert.
Jetzt zu dem Grund, warum er eingeschaltet aber auch der Grund sein kann, warum das Bild unscharf wird! Wenn du die Kamera auf ein Stativ montiert hast, gehört der Stabilisator ausgeschaltet, unbedingt! Warum? Weil der Bildstabilisator trotz Stativ immer versucht, leichte Bewegungen auszugleichen. Wenn sich die Kamera aber gar nicht bewegt, sondern ganz ruhig auf einem Stativ steht, dann bewirkt der Bildstabilisator leider das Gegenteil und verwackelt dein Bild.
5. Fehlerhafte Kamera oder fehlerhaftes Objektiv
In den allermeisten Fällen sind es eigentlich die oben beschriebenen Fehler, die zu unscharfen Ergebnissen führen. Allerdings kann es tatsächlich sein, dass deine Kamera oder dein Objektiv nicht richtig fokussiert. Am häufigsten tritt ein sogenannter „Front/Back-Fokus“ auf.
Da liegt der Fokus einige Millimeter vor oder hinter dem Punkt, auf den du fokussiert hast. Das kann man aber ganz leicht testen. Du kannst dir HIER ein Lineal ausdrucken. Kamera aufs Stativ, die Mitte anfokussieren und hinterher am Rechner schauen, wo die Schärfe wirklich liegt.
Bei einigen Kameras kann man das in den Einstellungen korrigieren und den Fokuspunkt nach hinten oder nach vorne schieben. Auf der sicheren Seite bist du allerdings, wenn du die Kamera oder das Objektiv, im besten Fall jedoch beide zusammen, zum Hersteller schickst. Die können das kontrollieren und beide Geräte aufeinander abstimmen.
So würde es aussehen, wenn du einen Back-Focus hast. Stelle auf den Vogel scharf und du siehst anhand des Lineals, ob die null - oder wie hier - die 1 scharf ist.
Fazit
Es ist natürlich schwer, an all diese Regeln gleichzeitig zu denken. Aber vertrau mir; irgendwann gehen sie in Fleisch und Blut über.
Ich lege dir ans Herz, dich mit den manuellen Einstellungen deiner Kamera zu befassen. So kann man die passenden Parameter selbst einstellen. Die Kamera will zu lange belichten und du hast kein Stativ dabei? Ok, dann die ISO hoch! Huch, durch den hohen ISO-Wert rauscht das Bild ganz schön?
Ok, dann öffne ich die Blende weiter und stelle die ISO wieder runter!
So kann man dann einfach selbst rumtüfteln, bis alles passt!
Nun wünsche ich dir viel Spaß bei der Umsetzung! :-)
Haben dir unsere Tipps geholfen? Schreibe es uns in die Kommentare!
Das könnte dich auch interessieren:
10 Tipps für bessere Landschaftsfotos
12 Musthaves im Kamerarucksack
Wozu ein Graufilter?
Meine Foto-Ausrüstung
Fotorucksack Alta Rise 45 im Test
Stativ & Stativköpfe im Test
Achtung: Die Amazon-Links in diesem Beitrag sind sogenannte Affiliate-Links. Das heißt, wenn du über diesen Link kaufst, erhalten wir eine kleine Provision. Dir entstehen dabei keinerlei Mehrkosten. Natürlich empfehlen wir keine Artikel, die wir nicht für gut befunden haben! Wir freuen uns sehr, wenn du uns unterstützt.
Kommentar schreiben
Jenni (Samstag, 02 Dezember 2017 14:55)
Wow..da habe ich einiges gelernt! Der Bildstabilisator wird bei mir ab jetzt auf dem Stativ gleich als erstes ausgeschalten, das war mir gar nicht bewusst.
Deine Bilder sind wahnsinnig toll!
Claudia Braunstein (Samstag, 02 Dezember 2017 16:58)
Oh, da sind wirklich ein paar sehr tolle Tipps dabei. Da muss ich mich noch besser einlesen. Liebe Grüße, Claudia
Juli (Samstag, 02 Dezember 2017 17:57)
Danke ihr Beiden, freut mich!!! :-)
Denise (Samstag, 02 Dezember 2017 23:48)
Ich bin auch noch nicht so sicher im Umgang mit meiner Kamera und den Einstellungen. Die Tipps sind sehr hilfreich, haben mir nochmal einiges verdeutlicht. Danke! Liebste Grüße aus dem Sauerland von https://dreamise.wordpress.com/
Susanne (Sonntag, 03 Dezember 2017 22:22)
Ein gelungener Artikel mit schön entschlackten kurzweiligen Erklärungen zu einem Thema das oft viel zu trocken und unnötig komplex dargestellt wird. �
Maike (Montag, 04 Dezember 2017 10:33)
Richtig gute Tipps. Ich bin auf dem Gebiet leider nicht so erfahren und werde mir deine Ratschläge gut merken.
Svenja (Mittwoch, 13 Februar 2019 13:54)
Es macht Spaß durch deine HP zu stöbern! Die Tipps sind nicht nur hilfreich,durch deine Formulierungsart macht es Freude sie zu lesen und die Fotobeispiele machen das Ganze sehr anschaulich. :)