Gib auf dich Acht

Gib auf dich acht_Stress_Stressbewältigung_Burnout_Selbstständigkeit

 

geschrieben von Juli.

Wie ich durch ungesunden Stress krank geworden bin -                                                   und was du besser machen kannst!

 

Ich bin im Jahr 2017 ganz ganz knapp an einem Burnout „vorbeigeschrappt“.

 

 

Wieso und warum?

 

 

Ich wurde vor ziemlich genau 3 Jahren gekündigt und habe mich selbstständig gemacht. Das war nie der Plan – eigentlich war es sogar ein Graus: Kein festes Einkommen! Keine Ahnung was die Zukunft bringt, ständig Bangen, dass man die Miete und das Auto zahlen kann. Und wer zahlt überhaupt für meine Fotos? Die sind doch gar nicht gut genug.

 

Aber Mike stand immer hinter mir und hat mich ermutigt, hat mich quasi in die richtige Richtung geschubst, so dass ich mich dann doch getraut habe.

 

 

 

So fing alles an

 

Um Geld zu sparen, habe ich dann meine Eigentumswohnung vermietet (und zahle mit den Mieteinnahmen die Wohnung ab) und bin zu Mike gezogen. Der Plan war, in 2-4 Monaten etwas Größeres in unserer Heimat zu finden.

 

Da fing es eigentlich an. In der anderen Stadt habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt. Überall gab es nur Ärzte, Rechtsanwälte und „Klein-Juli“ total verunsichert dazwischen.

 

Ich habe keinen Anschluss gefunden und habe meine Arbeitskollegen sehr vermisst.

 

Dazu war Mikes Wohnung extrem klein. Was heißt klein; 75 qm. Wir hatten nur keinen Keller oder Dachboden, um irgendetwas zu verstauen. So hatte ich meine ganzen Fotografie-Utensilien bei meinen Eltern auf dem Dachboden – 40 km entfernt.

 

Das heißt also, wenn ich einen Auftrag in der neuen Stadt hatte, musste ich 45 Minuten zu meinen Eltern fahren, alles einladen, wieder 45 Minuten zurück fahren. Nach dem Auftrag dann das gleiche, um die Sachen wieder weg zu bringen. Das war nicht immer der Fall, aber bei Babyfotos beispielsweise musste ich verschiedene Hintergründe, Lichtanlage, Körbe und Decken haben.

 

 

Dann kam der Durchfall

 

Schwieriges Thema, aber ich bin einfach mal ganz offen: Ich konnte mein ganzes bisheriges Leben immer sehr gut und sehr regelmäßig zur Toilette gehen. Auf einmal hatte ich fast täglich Durchfall. Nicht dringend, nur zu den „normalen“ Zeiten. Aber sehr doll. Weil es mich allerdings sonst nicht beeinträchtigt hat, habe ich es auf das Unwohlsein in der neuen Stadt geschoben und nicht weiter beachtet.

 

 

Die Selbstständigkeit

 

Am Anfang der Selbstständigkeit habe ich vom Jobcenter den Gründerzuschuss bekommen. (Habe mit Josie von Frau Freiraum im Podcast drüber gesprochen, HIER findest du die Folge)

 

Dafür muss man einen guten Businessplan haben und einige andere Voraussetzungen erfüllen die glücklicherweise auf mich zutrafen. Da bekommt das Arbeitslosengeld plus 300 € für die soziale Absicherung. Das war nett – und hat mich dazu verleitet, dass Leben zu genießen. Das ist schon sehr verlockend – täglich ausschlafen und entspannt in den Tag hinein leben.

 

Kurz bevor der Zuschuss ausgelaufen war, habe ich Panik bekommen und Gas gegeben, mich ums Marketing, Kundengewinnung etc. gekümmert. Weil ich relativ wenige Buchungen hatte, habe ich meine Dienstleistung wirklich günstig angeboten.

 

Dazu sollte ich erwähnen: Mit der Hochzeitsfotografie verdiene ich einen Großteil meines Lebensunterhaltes und da werden in der Regel die Termine schon ein Jahr im Voraus festgemacht.

 

So war die Prognose für den Sommer nicht so dolle, infolgedessen habe ich sehr viele Termine angenommen und hatte plötzlich einen supervollen Terminkalender, so dass ich oft Freitags, Samstags und manchmal auch Montags eine standesamtliche Hochzeit begleitet hatte. Das allerdings für sehr wenig Geld. Unter der Woche dann die ganzen anderen Fototermine (klar, im Sommer ist die Auftragslage ganz anders als im Winter, das wusste ich zu Anfang allerdings nicht), so dass ich richtig extrem ins Schleudern kam. Ich habe 7 Tage die Woche durchgearbeitet, oft 15-16 Stunden am Tag; jeden Feiertag, jeden Sonntag. Trotzdem mussten die Brautpaare teilweise 5-6 Wochen auf die Bilder warten, was mich selbst unheimlich unter Druck gesetzt und gestresst hat.

 

In den Hochzeitsverträgen hatte ich eine Wartezeit von 2-3 Wochen drin stehen. Die meisten hatten Verständnis, viele waren aber auch verärgert. Ende September zum Ende der Hochzeitssaison war ich völlig am Ende.

 

Vor allem arbeitet man so unheimlich viel und hat trotzdem nur das gleiche oder sogar noch weniger Geld wie in der Anstellung. Das macht auf Dauer echt unzufrieden. So riesen Batzen wie Krankenkasse (auch sehr gemein: ich zahle mit den Mieteinnahmen meine Wohnung ab, habe also NULL Gewinn an der Wohnung, muss aber bei der Krankenkasse trotz 5.000€ „erwirtschaftenem“ Minus für das Jahr die 450€ Beitrag im Monat zahlen. Das ist der Mindestbeitrag, wenn man vermietetes Eigentum hat), dann kommen da noch Unfall,- Betriebliche Haftpflicht, die Rentenversicherung und und und zu, man muss also mindestens das Doppelte von dem verdienen, was man im Angestelltenverhältnis verdient hat, damit man am Ende das gleiche Geld zur Verfügung hat.

 

 

Der Durchfall hielt sich weiterhin.

 

Hinzu kam extremes Kopfhautjucken. Ich hatte tierisch Panik, dass Mikes Tochter aus der Schule die Läuse mitgebracht hatte (eine echte Phobie von mir), das war aber nicht der Fall. Ich habe es erst mal hingenommen, es war keine Zeit sich drum zu kümmern.

 

2 Stunden beim Arzt zu sitzen war zeitlich überhaupt gar nicht drin. Ich war mir auch recht sicher, dass es stressbedingt verursacht wurde, also erst einmal nicht zu ändern.

 

Dann musste ich allerdings zum Zahnarzt: Ich hatte aus Versehen beim Salat essen auf die Gabel gebissen und mir ein Stückchen Zahn ausgeschlagen. Der Arzt sagte mir dann, dass es vom Zähneknirschen kommt. Durch die stete Reibung werden die Zähne porös.

 

Nun erklärten sich auch die starken Kieferschmerzen am Morgen. So stark, dass ich manchmal nicht mal vom meinem Brot abbeißen konnte. 

 

Ich bekam eine Schiene für die Nacht, mit der ich superschlecht schlafen konnte. Ich kaute mir die Wangeninnenwände auf und mein Zahnfleisch tat weh.

 

 

Privat hatten wir auch noch extremes Pech.

 

Mike hatte ein Haus vermietet und die Mieter konnten (oder wollten) die Miete nicht mehr zahlen. So mussten wir monatlich 1.500 € mehr aufbringen, weil wir ja den Kredit an die Bank weiter abzahlen mussten.

 

Der Plan war, dieses Haus zu verkaufen und dann unser Haus damit zu finanzieren. Nun hatte diese Familie 5 Kinder. Sie haben erst nur einen Teil der Miete gezahlt, dann wieder einen Monat gar nicht, dann mal wieder 400-500€, dann wieder gar nichts. So dass wir es mit der Klage richtig schwer hatten, denn sie müssen 2 Monate hintereinander gar keine Miete zahlen, bevor man sie rausklagen kann. Und wegen „sozialer Härte“ ist es mit Kindern noch schwieriger. Dies hat fast anderthalb Jahre gedauert – Als wir Recht bekommen hatten vor Gericht und die Mieter raus mussten hat es noch einmal 3 Monate gedauert bis sie dann wirklich raus waren, weil der Gerichtsvollzieher immer 2 Wochen Frist geben muss. Sind die Mieter beim ersten Mal nicht anzutreffen, gibt es wieder eine 2-Wochen-Frist. Danach war der Gerichtsvollzieher 3 Wochen im Urlaub, und DANACH mussten sie dann endlich raus. Sie haben das ganze Haus – 300 qm – verwüstet. Parkett rausgerissen, überall Katzenscheiße, alles voller Müll, eine echte Katastrophe. Es hat noch mal unheimlich viel Geld und Zeit gekostet, das alles auf Vordermann zu bringen- wir sind gut 1,5 – 3 Stunden dort hingefahren (je nach dem wie viel Stau wir hatten). Die Müllentsorgung hat uns viele tausend Euro gekostet, obwohl wir fast alles selbst gemacht haben.

 

Am Ende mussten wir unser Wohnmobil verkaufen, um das finanziell irgendwie auffangen zu können. Du kannst dir vorstellen, wie schlimm das für uns war. Uns wurde von dem erwachsenen Sohn der Familie mit dem Tod gedroht, „irgendwann, wenn ihr nicht damit rechnet. Ich werde euer Leben zerstören, so wie ihr unseres zerstört habt“. Wir hätten ihnen ihr Zuhause weg genommen.

 

Zwischendurch gab es auch noch schlimme familiäre Probleme, das war ein Höllenjahr.

 

Im Endeffekt sind wir dann aber doch gut rausgekommen und haben nach langer Suche im November unser Traumhaus in unserer Heimat gefunden. Da haben wir im Dezember angefangen zu Sanieren; wir haben das ganze Haus „nackig“ gemacht, alles rausgerissen, was man rausreißen kann.

 

(Und mittlerweile mit Kameras und Alarmanlage gesichert, weil wir immer noch ein sehr ungutes Gefühl haben).

 

Neue Wasserleitungen, neue Stromleitungen, aus 2 getrennten Wohnungen ein Haus gemacht. Wir haben mit einigen Firmen zusammengearbeitet, die uns richtig verarscht und sogar beklaut haben. Ich habe einen Werkzeugkoffer von meinem Vater geschenkt bekommen – geklaut. Die Handwerker haben so viel Scheiß gemacht, z.B. ein richtig tiefes Loch in die nagelneue Eingangstür geschlagen mit dem Gerüst – und dann insolvent gegangen, so dass wir auf vielen vielen Schäden sitzen geblieben sind.

 

 

Hier könnte ich eine ellenlange Geschichte erzählen, aber du kannst dir vorstellen, nach 4 Monaten sanieren/renovieren waren wir nervlich total auf. Zum Glück ist dies alles von Anfang Dezember bis März gewesen, wo die Auftragslage eh ruhig ist bei mir.

Dann ging die Arbeit wieder los, und die Arbeiten im Haus mussten warten. Mike war für die „groben Arbeiten“ zuständig, ich fürs Streichen, Acrylarbeiten und so weiter…Da das Haus aber so viel Geld gefressen hat, habe ich jeden Auftrag angenommen, den ich kriegen konnte. Hieß tagsüber im Haus arbeiten, Nachts die normale Arbeit, sprich Bildbarbeitung etc. erledigen.

 

Im Sommer ging dann gar nichts mehr, da musste ich nur noch durcharbeiten. Ich hatte zwar die Preise angehoben, aber (glücklicherweise) trotzdem superviele Hochzeitstermine. Im Jahr davor habe ich allen geschworen, dass es nicht wieder so wird wie im Sommer davor, aber leider konnte ich das nicht halten. Es war wieder genau dasselbe, nur noch stressiger. Ich habe 7 Tage durchgearbeitet und diesmal aber im totalen Chaos; wir haben aus Umzugskartons gelebt und die untere Etage bestand nur aus Schutt und Asche.

 

Ab Juli waren wir dann im Haus so weit, dass man schon Menschen hinein lassen konnte :-D

 

 

Der Durchfall wurde immer schlimmer.

 

Sonst hatte ich nur morgens Durchfall, da nun auch 2-3 mal am Tag. Das Zähneknirschen blieb, Kopfschmerzen vom heftigen Knirschen kamen dazu.

 

 

Wir beschlossen, dem Stress zu entfliehen.

 

Mike ging es genau so schlecht wie mir, so haben wir beschlossen unser letztes Geld zusammen zu raffen und nach Norwegen zu fliehen. Eigentlich sollte das Geld für den Terrassenbau und den restlichen Garten sein – aber Gesundheit geht vor. Außerdem sind wir beide der Meinung; man lebt nur einmal, und das sollte man so gut es geht genießen, und das haben wir die letzten 2 Jahre überhaupt nicht gemacht. 

 

Wir haben unser also ein Wohnmobil gemietet, echt eine teure Angelegenheit, aber die Freiheit die ein WoMo bietet ist das so was von Wert. Ich hatte von Ende September bis Ende Oktober keine Hochzeit, also wollten wir die komplette Zeit ausnutzen.

 

 

Reisen_Glück_Burnout

Das hieß noch mehr Stress.

 

Nun musste ich zusehen, dass ich alle offenen Aufträge bis zur Abreise fertig bekommen. Also habe ich wieder das getan, was ich nicht mehr tun wollte; 7 Tage die Woche viele viele Stunden gearbeitet.

 

Da hat sich mein Körper wieder gemeldet.

 

Sobald ich länger als eine Stunde am Rechner gesessen hatte, hatte ich ein extremes Flimmern vor den Augen und konnte nur noch verschwommen sehen. Ich habe trotzdem versucht weiter zu arbeiten, da kamen Kopfschmerzen dazu. Irgendwann ging es nicht mehr und ich musste mehrere Auszeiten nehmen. Das hat mich zeitlich wieder extrem zurückgeworfen. Allerdings habe ich den Kunden, die 2 Wochen vor dem Urlaub noch Termine hatten schon bei der Buchung gesagt, dass sie rund 5-6 Wochen auf die Bilder warten müssen, weil ich erst einmal nicht da bin.

 

So musste ich nur noch die offenen Aufträge aus den letzten Wochen abarbeiten und konnte dann „stressfrei“ in den Urlaub starten. Allerdings sind wir einfach aufs Blaue losgefahren, denn für die Urlaubsplanung hatten wir keine Zeit. Macht aber nichts – in Schottland haben wir es genau so gemacht und nicht bereut.

 

 

 

Irgendwie war es im Urlaub auch stressig.

 

Weil wir keine Zeit für die Planung hatten, haben wir uns vorher keine Schlafplätze raussuchen können und sind „frei Schnauze“ los gefahren. Weil wir in Norwegen bis fast ganz in den Norden fahren wollten, mussten wir 4 ganze Tage am Stück fahren und im Dunkeln dann Plätze für die Nacht suchen. Oft standen wir dann auf irgendwelchen Rastplätzen, an denen die LKW langdonnerten.

 

Wir sind 5 Tage im Norden auf den Lofoten geblieben, und mussten dann – damit wir pünktlich die Fähre erreichen, wieder 4 ganze Tage durchfahren.

 

Wir fühlten uns oft (für einen Urlaub zu oft) ausgelaugt, gestresst und irgendwie gar nicht glücklich. Dieser Urlaub war so mega teuer, davon hätten wir uns unseren Schwimmteich anlegen können. Dieser Gedanke hat uns auch gestresst, wir mussten unbedingt jetzt einen ganz superdupertollen Urlaub verbringen, damit sich da finanziell auch lohnt.

 

Klar war Norwegen schön – aber irgendwie bleibt der Gedanke, dass es zuhause auch schön gewesen wäre, bzw. stressfreier und man das Geld besser hätte anlegen können.

 

 

Kaum waren wieder zuhause                              – war eigentlich alles wieder beim Alten.

 

Der Durchfall und das Kopfjucken blieb, das Augenflimmern war Gott sei Dank weg.

 

 

Neue Regeln!

 

In Norwegen habe ich für mich ganz neue Ziele gesetzt. Obwohl, keine „Ziele“, sondern eher Regeln!

 

Ich habe diese Regeln sogar aufgeschrieben und riesig groß in meinem Büro aufgehangen. Ich werde mir IMMER, komme was wolle, IMMER 2 Tage die Woche frei. An diesen Tagen schaue ich nicht in meine Emails und werde keine Anrufe beantworten. Werde keinerlei Aufträge bearbeiten, wirklich gar nichts. Und da ich Samstags oft Termine habe, sind diese beiden Tage der Sonntag und der Montag. Sollte irgendetwas dazwischen kommen, werde ich den freien Tag verlegen, aber wirklich nur im aller äußersten Notfall.

 

Das mache ich seit Ende Oktober, seitdem wir wieder zuhause sind. Mir geht es schon viel besser. Das ist immens, was das ausmacht. Ich stehe um 6:30 Uhr auf und fange um 6:35 Uhr an zu arbeiten. Jaaaa, in Schlafanzug, ich liebe es! :-)

 

Um 9 Uhr gehe ich mit dem Hund joggen, um 10 – 10:30 Uhr gehe ich duschen und ab 11 Uhr bin ich für Kunden erreichbar und mache ich mein Handy an. Ich versuche immer morgens um 6:35 Uhr als allererstes den „größten Frosch zu essen“ (Buchempfehlung: Eat that frog von Brian Tracey, hat mir unheimlich beim Zeitmanagement geholfen!). Klappt nicht immer, aber recht häufig. Und ist ein supergutes Gefühl, schon einen großen Brocken von der to-do-Liste streichen zu können, da kann der Tag nur gut beginnen!

 

Das hört sich alles mega diszipliniert an – allerdings habe ich 3 Jahre gebraucht, um da hin zu kommen, und es ist immer noch nicht optimal.

 

Facebook lenkt mich extrem ab. Obwohl ich nur in Gruppen unterwegs bin, die für mich beruflich interessant sind und ich ansonsten auch nur Marketing und Kundenbetreuung dort betreibe, ist das ein unheimlicher Zeitfresser.

 

Was mir unheimlich geholfen hat: Bei Whatsapp die Funktion zu deaktivieren, dass andere sehen können, dass ich ihre Nachricht gelesen habe. Denn ich kommuniziere sehr oft mit Kunden über Whatsapp – finde ich auch gar nicht schlimm! Denn ich pflege einen sehr persönlichen Kontakt und genau das mag ich supergerne! Aber manchmal bekomme ich auch Sonntags Abends um 23 Uhr eine Nachricht mit einer Frage. Ich bin mir sehr sicher, dass die Kunden gar keine Antwort erwarten – sie haben nur gerade in diesem Moment an mich gedacht und eben geschrieben, damit sie es am nächsten Tag nicht vergessen. Um 23 Uhr ist mein Handy in der Regel eh aus, aber manchmal eben nicht. Nun kann ich alles lockerer sehen, oft antworte ich an freien Tagen auch, dass ich mich am nächsten Büro-Tag zurück melde.

 

Da ich Sonntags und Montags frei mache, habe ich auch oft das Gefühl, dass Kunden lange auf eine Antwort warten müssen. Die meisten schreiben mir Emails, wenn sie frei haben, also meistens Samstags oder Sonntags. Wenn dann erst Dienstag Mittag/Nachmittag eine Antwort kommt, ist das recht lang. Aber Dienstag Morgen lese ich bewusst keine Emails, weil die Beantwortung einfach viel zu lange dauern würde, dann würde ich nicht pünktlich zur Jogging-Runde los kommen.

 

Nun habe ich eine automatische Antwort eingerichtet, die immer Samstags Abends aktiviert wird. Jeder, der mir schreibt bekommt eine automatische Antwort, dass die Email angekommen ist, aber noch nicht gelesen wurde, und dass dies am Dienstag geschieht. Nun bin ich echt super entspannt an meinen freien Tagen!

 

Ich denke es gibt da echt unterschiedliche Typen; manchen würde das überhaupt nichts ausmachen, wenn die Leute mal etwas auf eine Antwort warten müssten. Ich fühlte mich allerdings ständig gestresst, wenn irgendwer auf mich wartet.

 

Es hilft mir ungemein, die Benachrichtigungen der Apps auf dem Handy auszustellen. Mich nervt es tierisch, wenn das Handy immer bimmelt und blinkt. Obwohl ich eher zu der jüngeren Generation gehöre, nutze ich mein Handy tatsächlich fast nur zum Telefonieren und um über Whatsapp zu schreiben. Liegt vielleicht auch daran, dass ich viel am Rechner arbeite und so eben nebenbei alles machen kann, eben auch Facebook schauen,  bei Google was suchen etc. kann. Auf dem Handy ist alles so winzig und es nervt mich einfach. 

 

Manche Apps habe ich auch gar nicht installiert – so wie Facebook.

 

Vor einigen Jahren habe ich morgens täglich Zeitung gelesen beim Frühstück und war eigentlich immer entsetzt über die Schlagzeilen, Mord- und Totschlag in der ganzen Welt. Nachdem ich mich gefragt habe, warum ich mir das überhaupt antue und mir jeden Morgen damit meine Laune vermiese, habe ich es sein gelassen. Siehe da, der Morgen fing für mich besser an!

 

So mache ich es auch mit dem Fernsehen – Mike und ich schauen oft DMAX, „Alaska Bush People“, unsere Lieblingssendung. Eine Großfamilie, die in der Wildnis lebt.

 

Nachrichten tue ich mir nicht an. Ab und an schauen wir auch mal Bauer sucht Frau oder ähnliches, aber das ist wirklich die ganz große Ausnahme ;-)

 

 

Ich habe gelernt, Nein zu sagen.

 

Das erste mal habe ich Nein gesagt, als ich als Angstellte im Büro viele Überstunden gemacht habe, die ich nicht bezahlt bekommen habe. Als mir ein Anwalt sagte, dass es nicht rechtens ist, dass "Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind", wie es in meinem Vertrag stand,  habe ich gesagt ich werde keine unbezahlten Überstunden mehr machen.

Das viel mir schwer - denn Kunden, denen etwas zugesagt wurde, wurden enttäuscht, Arbeitskollegen, die etwas von mir brauchten, bekamen es mit Verspätung. Ich habe zwar alle aufgeklärt und und mir sonst echt den Arsch aufgerissen, aber eben nicht mehr in meiner Freizeit. Und dann kam die Kündigung, als ich mit einer fetten Mandelentzündung im Bett lag.

Da war ich erst einmal geschockt - aber es war das Beste, was mir passieren konnte!

 

Ein aktuelles Beispiel:

Ich habe zwischendurch öfter mal Kindergärten besucht und die Kleinen fotografiert – und das war wirklich unheimlich anstrengend. Der ganze Papier- und Organisationskram sowieso, bei so vielen Kindern, Namen, Emailadressen, Bestellungen, aber eben auch die Arbeit mit den Kindern war anstrengend für mich. Manche Raufbolde und einige Sensibelchen, auf alle versucht man einzugehen, in leider viel zu wenig Zeit und in einem chaotischen Umfeld. Ich habe mein Bestes gegegeben, allerdings war es super anstrengend. Aber ich habe gut daran verdient, und deswegen die Termine angenommen.

 

Nun bin ich entspannter. Ich habe einfach Vertrauen, dass das Geld trotzdem kommt. Ich glaube auch wenn einem die Arbeit die man tut wirklich Spaß macht, (und man sich nicht ganz so dumm anstellt) kommt das Geld von ganz alleine nach einiger Zeit.

Und tatsächlich kennt wahrscheinlich jeder Selbstständige die Auf und Abs. Aber tatsächlich flattert immer dann, wenn das Geld gerade knapp werdne könnte, ein großer Auftrag rein. Und man kann es ja auch selbst ein wenig steuern, mit Marketing ;-)

 

Jedenfalls war ich durch diese Termine gestresst, mir ging es mental und körperlich einfach nicht gut. Nachtschichten ohne Ende und oft bin ich mitten in der Nacht aufgewacht weil ich geträumt habe, dass ich den Link zur Galerie des Sohnes von Frau Müller versehentlich an Frau Meier geschickt hatte.

 

Und obwohl mir alle im Bekanntenkreis gesagt haben, ach komm, denk an das Geld, zieh das durch!“ habe ich den Kindergärten abgesagt und mit gutem Gewissen tolle Kollegen empfohlen. War eine so gute Entscheidung!

 

 

 

 

Nicht nur im Berufsleben, sondern auch privat sollte man viel öfter mal Nein sagen!

 

Gerade als Fotografin – aber ich denke das ist in fast jedem Beruf so – wurde ich im Freundes-und Familienkreis oft gefragt, „kannst du mal eben…“, „wenn du kommst, bringst du dann deine Kamera mit?“. Das war definitiv nicht böse gemeint, aber sie haben nicht gesehen, dass das Arbeit für mich ist. Wenn man schon 10-12 (oder im Sommer auch 15 Stunden) diese Arbeit macht, dann hat man privat, sofern man überhaupt noch ein Privatleben hat, dann absolut keine Lust in der Freizeit auch zu arbeiten. Ich liebe meine Familie und meine Freunde – da fällt es dann echt superschwer, eine liebe Bitte abzuschlagen. Aber es hat wirklich jeder Verständnis, wenn man es vernünftig erklärt.

 

Ich habe nun z.B. die festen Arbeitszeiten und die die festen freien Tage – wenn ich dann sage, hey, lass uns einen Kaffee trinken gehen an meinem FREIEN Tag, dann ist die Hemmung auch größer beim anderen, dich zu fragen, ob du deine Kamera mitbringst ;-)

 

 

Selbstständigkeit_Stress_Burnout_Wohnmobil

Ich habe sehr viel zugenommen

 

Ich bin absoluter Stress-Esser. Und Genießer. Essen macht mich glücklich und ich liebe es. Das habe ich nun auch auf den Hüften gemerkt. In der stressigen Zeit habe ich gut 3-4 Kilo zugenommen. Als wir die 4,5 Wochen in Norwegen unterwegs waren, habe ich weitere 3 Kilo zugenommen, und jetzt in Dänemark auch nochmal 2 Kilo.

 

Keine einzige Hose hat mehr gepasst, auch totaler Stress für mich. Hatte keine Lust mehr aus dem Haus zu gehen. Weil ich Angst hatte, dass ich jemanden treffe den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, und dieser dann denkt „Boah ist die dick geworden“.

 

Ich wiege jetzt mit 1,60 m 58 Kilo, bin also nicht „dick“. Auch nicht schlank, aber auch nicht übergewichtig. Fühle mich aber sehr unwohl. Vor gut 5 Jahren war ich fast täglich im Fitnessstudio und war supersportlich. Mit der Selbstständigkeit kam der Zeitmangel und die Gewichtszunahme. Ich konnte quasi zuschauen, wie der Körper „zerfällt“.

 

Jetzt nehme ich mir die Zeit für den Sport, egal was drum herum geschieht. Der Hund muss eh raus, dann kann ich auch joggen gehen! Danach gibt es eine kleine Runde Krafttrainung, und der Tag kann starten! Nach dem Sport fühle ich mich viel fitter und starte höchst motiviert in den Tag, weil man ja schon richtig was geschafft hat!

 

 

Viel Schlaf

 

Wenn ich unausgeschlafen bin, habe ich schlechte Laune. Kennt jeder wahrscheinlich! Ich brauche wirklich 8 Stunden Schlaf, dann bin ich „einsatzfähig“. Unter 8 Std geht es ab und an auch, aber wenn ich eine Woche am Stück nur 7 Stunden die Nacht schlafe, ist es echt kritisch. Ich fühl mich komplett demotiviert und bekomme nichts auf die Reihe, schon gar kein Sport.

 

Ich gehe also pünktlich ins Bett – wenn es mal etwas später wird, stehe ich auch etwas später auf. Das kann natürlich nicht jeder so machen und ist echt Luxus. Wobei ich das wirklich versuche zu vermeiden, denn wenn ich später aufstehe, fühle ich mich schon wieder gestresst durch den Umstand, dass ich diesen Tag weniger Zeit habe, meine Aufgaben zu erledigen.

 

 

 

Im Winter ist es ruhiger bei mir – ich war bei der Hautkrebsvorsorge, beim Hausarzt wegen dem Durchfall (Probe ist gerade im Labor), wir haben Tests auf Unverträglichkeiten gemacht und wenn im Labor nichts raus kommt, muss ich zur Darmspiegelung. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass es der Stress ist, denn es wird von Tag zu Tag besser.

 

Das Augenflimmern hatte ich erst ein einziges Mal wieder. Meine Haare wasche ich nun mit einem Shampoo von Eucerin mit Urea, das hilft etwas.

 

Das Zähneknirschen ist auch besser geworden, Termin beim Zahnarzt habe ich aber auch nächste Woche.

 

Ich glaube, ich bin wirklich sehr sehr knapp am Burnout vorbei geschrappt und sehr dankbar, dass ich rechtzeitig die Notbremse gezogen habe.

 

 

Meine Tipps:

 

Nur weil es bei mir gut funktioniert, heißt es natürlich, dass es bei dir auch funktioniert.

Aber ich wette, das ist der Fall ;-)

Feste Arbeits- und feste freie Zeiten können bzw. müssen sich meist nur Selbstständige einteilen, aber die anderen Tipps sind auch für Menschen im Angestellten-Verhältnis.

 

 

1. Feste Arbeitszeiten

Sonst sitzt du nämlich oft bis spät in die Nacht vorm Rechner. Klar wasche ich auch dazwischen mal die Wäsche oder quassel kurz mit Mike - aber eben nur kurz. Ich versuche mich wirklich an die Arbeitszeiten zu halten. Ich muss zugeben, das klappt nicht immer. Aber ich bin auf einem guten Weg!

 

2. Sport

Sport ist einfach ein super Ausgleich, mit dem man Stress abreagieren kann.

Ich sitze auch viel am Rechner, von daher ist Bewegung sowieso sehr wichtig.

 

3. Feste freie Zeit

Auf diese Zeit freue ich mich jede ungemein. Als ich 7 Tage die Woche durchgearbeitet habe, war oft einfach kein Ende in Sicht. Ich  fühlte mich total überfordert. Habe Kunden Versprechungen gemacht, die ich auch einhalten wollte, also wurde eben auch der Sonntag gearbeitet. Jetzt wo ich weiß, Sonntag und Montag ist frei, sage ich das den Kunden auch.

Sie bekommen dann eben ihre Bilder am Dienstag!

 

4. Nein sagen!

Nein sagen macht glücklich. Echt! Anfangs fühlt es sich doof an, lieben Menschen etwas abzuschlagen. Aber höre auf deinen Bauch, hast du keine Lust dazu, dann tue es auch nicht.

Das befreit!

 

5. Stressige Dinge abstellen!

Blöde Fernsehsendungen, Zeitung, negative Schlagzeilen, ständig aufpoppende Benachrichtungen am Ende, alles ausstellen ;-)

 

6. Viel Schlaf

Klar kann es mal sein, dass du für einen Auftrag länger brauchst und mal eine Nachtschicht einlegst. Das sollte allerdings nicht die Regel sein! Denn wenn du weniger schläfst, um mehr arbeiten zu können, geht der Plan eh nicht auf. Wenn du so übermüdet bist, brauchst du für Aufgaben wesentlich länger, quälst dich durch, was dir im erholten Zustand wahrscheinlich wesentlich leichter gefallen wäre!
Und dein Körper dankt es dir auf langer Sicht auch!

 

7. Sei dankbar

 Jeden Abend vor dem Einschlafen denke ich an drei Dinge, die an dem Tag besonders toll gewesen sind, für die ich dankbar bin. Das kann das nette Gespräch bei Aldi an der Kasse sein, die erledigte unangenehme Aufgabe, die ich schon eine Woche vor mir her geschoben habe, oder  - so wie heute - die Regenpause beim Joggen :-)

Wenn du deine Gedanken auf das Positive in deinem Leben lenkst, geht es dir automatisch besser.

 

8. to-do Listen

Die, die mich kennen, wissen, dass ich absoluter To-Do-Listen-Fan bin.

Wenn ich mich also überfordert fühle und denke, dass ich das niemals schaffen werde, setze ich mich hin und schreibe auf was ansteht. Dann teile ich die Aufgabe in mehrere kleine Aufgaben. Macht unheimlich Spaß und ist motivierend, einen Punkt nach dem anderen abhaken zu können. "Eat that frog" von Brian Tracey (auf deutsch) hat mir unheimlich geholfen, fast schon mein Leben verändert könnte man sagen!

 

9. Meditiere

 Ich selbst werde heute damit beginnen. Seitdem ich den Podcast "happy, holi & confident" von Laura Seiler höre, höre ich immer wieder von Menschen, denen das Medititeren unheimlich viel bringt. Allein das Hören des Podcasts bringt mir so enorm viel. Laura erzählt darüber, wie man mit seinen Ängsten umgeht, innere Ruhe findet und vieles vieles mehr. Eine unheimlich tolle Frau! Das Schöne am Podcast ist, ich kann ihn beim Joggen hören! So schlage ich 3 (!) Fliegen mit einer Klappe; Der Hund hat Auslauf, ich habe Sport, UND ich bilde mich weiter!

 

Ich schließe ab mit meinem Lieblingszitat:

 

Burnout_Selbstständigkeit_Krankheit_Keem Bay_Achill Island_Wohnmobil_Zitat

 

 

Hast du ähnliches erlebt?                                       Wie bist du da raus gekommen?                   Schreibe es mir in die Kommentare!

Das könnte dich auch interessieren:

10 Dinge über mich - Juli

10 Dinge über mich - Juli_Wohnmobil_Hund

Mädels, traut euch!

Selbstständig_Fotografin_Julia_Frau frei und_Gastbeitrag

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    claudia (Dienstag, 16 Januar 2018 21:23)

    Liebe Julia, puh, als ich das alles gelesen habe, da bekam ich richtig Stress. Da ist ja wirklich viel zusammen gekommen! Aber ich kenne das, man kommt aus der Spirale einfach nicht hinaus, übersieht vieles oder will es nicht wahrhaben usw. Gott sei Dank konntest du die Notbremse ziehen. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute. Lese eure Beiträge immer sehr gerne. Pass auf dich auf. Claudia

  • #2

    Juli (Freitag, 19 Januar 2018 19:43)

    @Claudia

    Vielen Dank! Ja ich denke viele kriegen die Kurve nicht und werden dann richtig krank und fallen in eine Depression. Vielleicht kann ich dem ein oder anderen mit dem Artikel helfen, die Anzeichen zu erkennen und ebenfalls früh genug zu handeln.

    Dank dir für die lieben Worte!